Die Kampfgemeinschaft der Judoka Mecklenburg-Vorpommerns hat am vergangenen Wochenende die ersten Zähler in der Regionalliga Nord-Ost geholt. Der Oberliga-Aufsteiger zeigte sich nach den zwei Auftaktniederlagen zu Saisonbeginn in verbesserter Form und kehrte mit zwei Siegen und vier Punkten aus der Bundeshauptstadt zurück.

Dass der Sonnabend so erfolgreich sein würde, war zu Wiegeschluss noch nicht absehbar. Während vier Sportler aus Rostock, zwei Mecklenburger aus ihren Wahlheimatorten Cottbus und Berlin, sowie ein Auto aus Schwerin die Halle rechtzeitig erreichten, musste ein PKW einen Umweg durch die komplette Berliner Innenstadt nehmen. Durch das anstehende DFB-Pokalfinale zwischen Bayern und Dortmund stellte sich diese Odyssee als schwierig heraus. Zu allem Überfluss wurde der Wagen noch von einem Bus gerammt. Ohne Verletzungen und mit einer kleinen Schramme am PKW schafften es auch die letzten Sportler und Trainer Gunar Riegner zwanzig Minuten nach Wiegeschluss in die Sporthalle in Wilmersdorf. Nur dank der freundlichen Kampfrichter durften sich die Sportler doch noch einwiegen. Da die Mannschaft erst zehn Minuten vor Wettkampfbeginn vollzählig war, starteten zunächst die beiden Berliner Teams mit ihrem Mannschaftskampf und nicht wie vorgesehen die KGJMV gegen den PSV Berlin.
In der ersten Partie setzte sich der Favorit und Tabellenzweite TSV Rudow knapp mit 4:3 gegen den Gastgeber vom PSV Berlin durch. Die Mecklenburger nutzten die Zeit und machten sich intensiv für ihren ersten Kampf gegen den PSV Berlin warm. Wollten die Sportler in der Regionalliga bestehen, so musste gegen die vermeintlich schwächeren Berliner unbedingt ein Sieg her. Bis 73 kg startete Benni Beukert für die Kampfgemeinschaft. Der Kampf hatte noch gar nicht so richtig begonnen, da wurde Benni auch schon disqualifiziert. Keiner in der Halle wusste was passiert war, weder die Berliner Sportler noch die Mecklenburger konnten nachvollziehen, was die drei Kampfrichter auf der Matte entschieden haben. Sie waren die einzigen, die einen Griff ins Bein gesehen haben wollen. So ging der PSV Berlin mit 1:0 in Führung. Bis 60 kg stand der jüngste Kämpfer der KGJMV an diesem Nachmittag auf der Matte. Der 17-Jährige fackelte nicht lange und legte seinen Gegner in weniger als zehn Sekunden auf die Matte. Der Ausgleich. Das zweite junge Talent, Jan-Ole Franck, in der Gewichtsklasse bis 66 kg konnte seine Leistung an diesem Tag nicht wie gewünscht abrufen und musste sich mit einer Niederlage begnügen. Das tat der guten Stimmung in der Mannschaft aber keinen Abbruch. Denn die Mannschaft wusste, dass sie noch starke Kämpfer in der Hinterhand hatte. Bis 100 kg ging Dirk Spörcke auf die Matte. Da sein Gegner anscheinend kein Judo machen wollte, nutzte Dirk seine taktischen Fähigkeiten und ließ den Berliner schwach aussehen. Den Kampfrichtern blieb nichts anderes übrig als vier Bestrafungen binnen kürzester Zeit für den Berliner auszusprechen. Hansoku-Make für Berlin und Sieg für MV. Eigentlich schade, denn Dirk hätte sicherlich gerne einen richtigen Gegner gehabt. Drei Kämpfe vor Schluss stand es 2:2-Unentschieden. Bis 90 kg feierte Hannes Schneider sein Comeback auf der Tatami. Nach langer Verletzungspause wollte Hannes anfangs nur dabei sein, doch das kribbeln war zu groß. Und was für ein Comeback er feierte. Ein wunderschöner Uchi-Mata bescherte den Mecklenburgern erstmals gegen den PSV Berlin die Führung. Einen Sieg brauchte die Mannschaft noch und die ersten zwei Punkte in der Vereingeschichte in der Regionalliga wären eingefahren. Wie gut das bis 81 kg Hannes Gabsch auf die Matte ging. Der amtierende MV-Landesmeister zeigte schon beim ersten Kampftag eine ordentliche Leistung. Hannes tat sich schwer gegen seinen kleineren untersetzten Gegner, hatte aber die gesamte Kampfzeit alles im Griff und führte mit einer mittleren Wertung. Kurz vor Ende der Kampfzeit hielt er seinen Kontrahenten fest und holte den vierten Sieg im Mannschaftskampf. Der Sieg war der KGJMV nicht mehr zu nehmen. Angepeitscht von seinen Teamkollegen holte Frank Christiner bei den Schwergewichten den fünften Punkt und macht damit einen souveränen ersten Sieg klar. Das Pflichtprogramm für die Mecklenburger war erfüllt und zwei Punkte auf der Habenseite.
In der folgenden Ansprache zeigte das MV-Team seinen absoluten Siegeswillen. Der Tabellenzweite aus Rudow sollte auch gestürzt werden. Trainer Gunar Riegner stellte auf zwei Positionen um. Zunächst startete aber wieder Benni bis 73 kg. Unsicher nach dem ersten Kampf nicht noch einmal bestraft zu werden, agierte Benni vorsichtig. Sein Kontrahent tat im dies nach und so wurde es ein taktischer Kampf. Trotz Fußverletzung biss der Wahlcottbuser auf die Zähne und erkämpfte ein knappes Unentschieden. Arne zeigte bis 60 kg sein großes technisches Können. Angetrieben von seinen Mannschaftskameraden warf er zunächst mit einem Tai-Otoshi auf Waza-Ari, nur wenige Sekunden später setzte er noch einmal an und mit einem weiteren Tai-Otoshi gab es den Ippon. Bis 66 kg startete nun Marc Reinhardt. In einer schönen Kombination aus Seoi-Nage und Ko-Uchi-Maki-Komi erzielte er einen Yuko, setzte aber wunderbar nach und hielt als ehemaliger Gewichtheber seinen Gegner fest und ließ ihm keine Luft zum Atmen. Das war das 2:0 für die KG. Dirk machte es ihm bis 100 nach und hielt seinen Gegner ebenfalls nach Yuko-Wertung fest. Das 3:0 ‒ ein Unentschieden war also sicher. Noch war hier aber nicht Schluss und Hannes Schneider zeigte auch in seinem zweiten Kampf bis 90 kg, dass der Uchi-Mata seine Lieblingstechnik ist. Ein schneller Ippon und das 4:0 ließ die Halle beben. Es gab kein Halten mehr. Der zweite Sieg im zweiten Kampf an diesem Nachmittag war geschafft. Jetzt galt es noch etwas fürs Punktekonto zu tun. Wie gut das Mannschaftskapitän Sebastian Harnack auf die Matte ging. Gegen seinen gleichwertigen Gegner tat sich der Captain schwer. Er kam mit seiner Fassart nicht durch und so wurde auch dieser Kampf zu einem taktischen Geplänkel. Sechs Bestrafungen später, zwei für den Berliner und vier für Sebastian war der Kampf beendet. Es hatte heute nicht sein sollen für den Kapitän. Der TSV Rudow holte also seinen Ehrenpunkt. Frank Christiner (+100 kg) nutzte dann noch einmal seine extrem langen Beine und knallte Sascha Marx mit Uchi-Mata auf die Tatami. 5:1 hieß es am Ende für die KGJMV gegen den TSV Rudow. Eine starke Leistung beschert der Kampfgemeinschaft am Ende vier Punkte und den fünften Platz in der Tabelle.
Nächsten Kampftag reisen die Mecklenburger nach Brandenburg und treffen dann auf die Reserve des Bundesligateams UJKC Potsdam und auf den Gastgeber Dynamo Brandenburg. Vielleicht können die Mecklenburger den derzeitigen Tabellenführer ärgern.
KGJMV: Arne Klimt (60kg), Marc Reinhardt, Jan Ole Franck (66kg), Benni Beukert, Tom Trockels (73kg), Sebastian Harnack, Hannes Gabsch (81kg), Dirk Spörcke, Hannes Schneider, Felix Tischler, Joey-Falk Woitas, Hagen Bischoff (90kg), Frank Christiner (+100kg).
Hagen Bischoff